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Schreiberlevel: Forenkaiser
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User seit 11.09.2004
| Geschrieben am 28.12.2022 um 09:55 Uhr  
| Moin zusammen,
ich hole das Thema hoch, weil es zu der Ausgangsfrage neue Erkenntnisse gibt.
Auch mir haben die vielen Postings hier und in anderen Foren sowie die Videos von JP Zimmer zu denken gegeben und am Ende keine Ruhe gelassen. Daher habe ich vor einigen Wochen von einem echten AMG/SLK-Spezialisten die Zylinder endoskopieren und weitere Fahrzeugkomponenten untersuchen lassen, um die Frage zu klären wie es um mein Fahrzeug und insbesondere den Motor nach 11 Jahren und 144.000 km steht. Es sei angemerkt, dass der Wagen absolut keine Probleme macht und dass dies nur als Präventivmaßnahme gedacht war.
Das Ergebnis war ernüchternd: m.E. treffen (leider) sämtliche Befürchtungen und Berichte über den vorzeitigen Verschleiß der Motorenbaureihen M152, M157 und M278 zu. Soweit, so schlecht. Was wurde bei der Durchsicht festgestellt?
A)
– Zylinder 1: Leichte, oberflächliche Laufriefe, Öleintrag vorhanden
– Zylinder 2: OK
– Zylinder 3: Tiefe, breite Laufriefe
– Zylinder 4: Öleintrag vorhanden
– Zylinder 5: OK
– Zylinder 6: OK
– Zylinder 7: Tiefe, breite Laufriefe
– Zylinder 8: Mehrfache tiefe Laufriefen, Öleintrag vorhanden
– Starke Verkokungen an Einlassventilen
– Teilweise Rost an Silitec-Beschichtung vorhanden
– Leichte Schattenbildung an Silitec-Beschichtung durch Injektoren an Zylinder 2, 5, 6
– Deutliche Schattenbildung Silitec-Beschichtung durch Injektoren an Zylinder 1, 3, 4, 7, 8
(Fotos sind unten)
B)
1. Motorkabelbaum verölt, Öl in mehreren Injektoren
2. Lenkhilfpumpe undicht
3. Kühlschlauch von Kühler an Motor undicht
4. Gelenkscheibe hinten leicht rissig
5. Motorlager austauschwürdig verschlissen
6. Kurzes Rasseln beim Warmstart
Insgesamt wurde dem Fahrzeug ein sehr guter, überdurchschnittlicher Gesamt- und Pflegezustand attestiert, der sicherlich auch auf fehlenden Winterbetrieb und regelmäßige Wartung zurückzuführen ist.
Um das ganze einzuordnen, fange ich unten an (B):
1. Öl im Kabelbaum: ich habe die Nockenwellensensoren vor zwei Jahren erneuert und an den Verstellmagneten die Ölstoppkabel angebracht. Das war zu spät. Sowohl durch 1-2 Sensoren wie auch durch mindestens einen Magneten ist Öl in den Kabelbaum gelaufen. JP Zimmer hat übrigens in seinem letzten Video angedeutet, dass er an Ölstoppkabeln für die Sensoren arbeitet, das könnte zukünftig den regelmäßigen Austausch erübrigen. Die gute Nachricht ist, dass das MSG weiterhin trocken ist und hier kein Schaden droht. Der Kabelbaum muss definitiv erneuert werden, da sonst Fehlfunktionen an den Injektoren drohen.
2. Servopumpe wurde erneuert - erledigt
3. Kühlschlauch wurde erneuert - erledigt
4. Bzgl. der Gelenkscheibe wurde empfohlen diese auf "Beobachten" zu setzen, sie wird noch 2-3 Jahre halten
5. Motor- und Getriebelager sollten erneuert werden
6. Den M152 aus 2012 fehlt das Rückschlagventil für das Motoröl, kann nachgerüstet werden
Zum Motor (A): die Endoskopiebilder waren leicht schockierend. Nach vielen Gesprächen und E-Mails, auch mit hilfsbereiten Kollegen hier aus diesem Forum und Vergleichen mit anderen Fahrzeugen, sind wir übereinstimmend zu dem Schluss gekommen, dass in absehbarer Zeit vermutlich kein kapitaler Motorschaden droht (eine Garantie dafür gibt's natürlich nicht). Dazu sind die Riefen noch nicht tief genug und die Schäden noch nicht zu weit ausgeprägt. Auch hier habe ich die Rückmeldung erhalten, dass es Motoren gibt, die bereits bei der halben Kilometerleistung schlechter aussehen.
Wie geht es weiter mit dem Fahrzeug?
Nach einigen Nächten mit wenig Schlaf habe ich die Überlegung den Wagen abzustoßen verworfen und werde ihn herrichten in der Hoffnung, dass er noch ein paar Jahre durchhält.
Was ist die Ursache für die Probleme mit den o.g. Motoren, hier M152?
Darüber wurde hier im Forum in anderen Threads schon diskutiert. In Kurzform: die Silitec-Beschichtung, welche ab Ende 2010 verwendet wurde, ist nicht widerstandsfähig genug im Vergleich zu Laufbuchsen aus Stahl. Injektoren setzen sich im Laufe der Zeit durch den Betrieb zu und zerstäuben den Kraftstoff nicht mehr so wie gewollt. Dadurch kommt es zu zwei Problemen:
1. Eingespritzter Kraftstoff wäscht den Ölfilm an der Zylinderwand ab.
2. Nachtropfende Injektoren kühlen die Kolbenmitte um bis zu 100° herunter gegenüber den Rändern. Durch die auftretende Spannung dehnen sich die Kolbenringe aus.
Was muss getan werden?
1. Erneuern des Motorkabelbaums
2. Erneuern aller Injektoren
3. Erneuern aller Zündkabel
4. Erneuern der Lambdasonden (mindestens der Regelsonden)
5. Erneuern der Verstellmagneten
6. Erneuern Thermostat (Vorsichtsmaßnahme)
7. Erneuern von Kunststoffteilen/-schläuchen, die während der Arbeiten gut zugänglich sind
8. Motor- und Getriebelager erneuern
9. Rückschlagventil nachrüsten
Was würde ich SLK55 Interessenten raten?
- Kein Fahrzeug kaufen ohne Endoskopie oder noch besser:
- Finger weg von Fahrzeugen mit höheren Laufleistungen
Was würde ich SLK55 Besitzern raten, die ihre Fahrzeuge noch länger fahren wollen?
- Wer es genau wissen will, sollte endoskopieren lassen
- Kabelbaum auf Öl prüfen, auch an den Injektoren, ggf. Kabelbaum erneuern
- Ölstoppkabel an den Magneten verbauen, Sensoren alle 4 Jahre erneuern
- Injektoren können von Fachfirmen gespült werden. Damit werden Falschspritzen und Tropfen verhindert. Turnus ca. alle 30.000 km. Ansonsten prophylaktisch erneuern
- Kein Super Plus an freien Tankstellen tanken, nur 98 bei Markentankstellen, noch besser V-Power oder Ultimate wegen der Zusätze
Zusatz für die V6-Fahrer, die mitlesen: eure Magneten und Sensoren haben das gleiche Problem mit möglichem Öl im Kabelbaum. Da geht zwar nicht gleich der Motor kaputt, aber Erneuern von Kabelbaum und MSG ist teuer genug.
Ich berichte gerne wie es weitergeht und würde mich freuen, wenn wir in diesem Thread durch eure Erfahrungen eine Wissensdatenbank aufbauen können, damit man zu besseren Einschätzungen kommt. Man muss damit rechnen, dass wir in den nächsten Jahren mehr zu dem Thema lesen werden.
Viele Grüße
Guido
Zylinder 1:
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