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Ein Jahr SLK
(geschrieben von Alex1970 am 30.07.2012)





Ein Jahr SLK

Hallo,

vor fast genau einem Jahr habe meinen SLK übernommen. Es ist also Zeit für einen ersten Erfahrungsbericht.
Ich werde an der ein oder anderen Stelle Vergleiche ziehen zu meinem vorherigen Auto, einem Mazda MX-5. Wer sich daran stört möge darüber hinweg lesen, da es hier aber auch einige User gibt die so ein Auto besessen haben oder noch besitzen ist es für diese Leute vielleicht ganz interessant.

Entscheidungsfindung:

Ich war mit jenem Mazda nicht mehr richtig glücklich und mir wurde klar dass ich mir etwas Anderes suchen muss. Der Motor war mir zu schwach und ich wollte mehr Komfort und Ausstattung, in erster Linie hat mir die Klimaanlage gefehlt. Ein Roadster sollte es aber auf jeden Fall wieder werden, da ich ein bequemer Mensch bin bevorzugt einer mit Klappdach. Das Auto steht immer draußen und da ist ein Stoffverdeck eben aufwändiger zu pflegen als ein Metall- oder Kunststoffdach. Es kamen also nur zwei Autos in Frage: der aktuelle Mazda MX-5 als Roadster-Coupe und der SLK.

Zu dieser Zeit kam der R172 zu den Händlern. Gefiel (und gefällt) mir recht gut, er hätte aber das Budget bei weitem gesprengt. Dafür rückte das Vorgängermodell, der „Nasenbär“ in den Focus. Also angefangen im Internet zu stöbern, fand einen dunkelblauen als „Sportedition“, der in der Frankfurter Niederlassung stand. Hingefahren und angeschaut. Die Farbe war benitoitblau (sehr schick), und mir gefiel die Sportausstattung mit den schwarzen Ledersitzen mit roten Nähten außerordentlich. Für einen Kauf war es aber noch zu früh, aber ich hatte eine Vorstellung bekommen wie in etwa das zukünftige Auto aussehen sollte, sollte ich mich für den SLK entscheiden. Es folgte eine längere Zeit des Lesens im Internet (unter anderem diesem Forum) und des Suchens mit der Erkenntnis, dass es zwar genügend SLKs gab, das richtige Auto aber nicht so einfach zu finden war. Ich finde silber eben eher langweilig und das schränkt die Farbauswahl arg ein.

Nach jeweils einer Probefahrt mit einem SLK 280 und dem MX-5 eines Freundes war dann klar dass es der SLK wird. Ich hatte das Gefühl dass ich deutlich mehr für mein Geld bekomme – wobei der Vergleich nicht ganz fair ist weil der SLK erheblich teurer in der Anschaffung ist. Für den Neupreis meines Autos bekommt man zwei MX-5. Schließlich fand ich dann den 280er in tansanitblau mit Sportpaket und in etwa meiner Wunschausstattung bei der NDL Leverkusen. Hingefahren, Probefahrt gemacht und endlich gekauft.

Jetzt aber zum eigentlichen Auto.

Exterieur / Dach / Kofferraum:

Die Form polarisiert sicherlich. Aber der „Nasenbär“ sieht ziemlich einzigartig aus, auch wenn es Anleihen beim SLR gibt. Mir gefällt’s! Ich finde die Karosserie ziemlich unübersichtlich, vor allem nach hinten. Leider gehört die Parktronic, die mich sicherlich vor einem Parkrempler in einer Tiefgarage bewahrt hätte, nicht zur Ausstattung.

Das Dach funktioniert perfekt, getestet bis minus 8° Celsius. Bisher ist alles dicht, keine Wassereinbrüche trotz recht häufigem Waschen in der Waschstraße. Nach einem Jahr fasziniert mich der Vorgang immer noch, so dass ich häufig die Fernbedienung für die Dachbetätigung benutze, um mir das „Schauspiel“ anzuschauen. Nervig ist lediglich dass man den Knopf immer gedrückt halten muss, aber hier wird wohl bald ein Komfortmodul Abhilfe schaffen.

300 Liter Kofferrauminhalt bei geschlossenem Dach finde ich ganz ordentlich, knappe 100 Liter weniger wenn das Dach offen ist. Dann ist das Be- und Entladen aber so gut wie unmöglich.

Witzigerweise haben sich bei einem Gardaseeurlaub mit einigen Bekannten aus der MX-5-Zeit die meisten Leute für den Kofferraum interessiert. Irgendeiner hat bei den Pausen immer die Klappe aufgemacht und untersucht, was da so alles reingeht. ;-)







Interieur / Bedienung:

Das Innendesign gefällt mir, die Instrumente (Facelift-Modell) finde ich richtig schön. Ablesbarkeit ist auch tadellos. Das Nachtdesign mit der gelb-braunen (mir fällt keine andere Beschreibung für die Farbe ein) Beleuchtung bei Comand und Klima ist auch schick.

Den Bordcomputer finde ich gut zu bedienen, eine Öltemperaturanzeige wäre schön. Möchte aber deswegen nicht zum AM-KI mit der entsprechenden Software wechseln, das wäre mir zu viel Aufwand.

Die Qualität der verwendeten Materialien in Relation zum Preis des Wagens ist gut, aber nicht sehr gut, Da ist noch Luft nach oben.

Die Chromapplikationen in der Mittelkonsole sind nett anzusehen.

Die Regler für die manuelle Klimaanlage könnten massiver sein, optisch gefällt sie mir aber besser als die Thermotronik, auch wegen der Chromringe um die Knöpfe. Weitere Funktionen vermisse ich nicht, sie tut was sie soll.

Das Leder könnte qualitativ besser sein, Nappa-oder gar designo-Leder habe ich nicht. Weiß nicht, wien bei den teureren Sorten die Qualität ist.

Die Sitze sind bequem, könnten aber etwas mehr Seitenhalt sowie eine Lordosenstütze haben. Eine Reise zum Gardasee habe ich trotzdem ohne Rückenschmerzen überstanden.;-)

Die Sitzheizung funktioniert ausgezeichnet, ich musste mich aber erst daran gewöhnen dass sie von selbst wieder ausgeht. Auf längeren Touren bei kühlem Wetter ist das etwas nervig, wenn man sie immer wieder einschalten muss. Den Airscarf habe ich erst selten benutzt, aber als angenehm empfunden. Für den Winter bevorzuge ich aber meine dicke Jacke mit hochgestelltem Kragen. ;­)
























Comand APS und HK-Soundystem:

Die Bedienung könnte etwas einfacher sein, manche Funktionen die bei anderen Systemen eigene Knöpfe haben (TA z.B.) finden sich nur in Menüs. Eine Wiederholfunktion sucht man ebenfalls vergebens, man muss dann immer die Taste zum Zurückspringen drücken. Bei anderen Autoradios ist das Standard. Die Bedienung eines iPod über das Media Interface klappt allerdings hervorragend. Das Display-Design wirkt etwas altbacken.

Die Routenführung beim Navigieren ist ok, da bin ich von Stand-Alone-Geräten von Navigon besseres gewohnt. Ich stand am Brenner und wollte mich nach Hause navigieren lassen ohne in Österreich Autobahnen zu benutzen. Zu diesem Zweck also Mautstraßen ausgeschlossen. Damit war das Gerät überfordert, eine Routenberechnung über österreichische Landstraßen ging nur mit Ziel Fernpaß und „Autobahnen ausschließen“ Finde ich nicht optimal gelöst.

Telefonie über Bluetooth und iPhone funktioniert wie sie soll, für ein offenes Auto gute Sprachverständlichkeit. Zumindest wenn man nicht gerade mit offenen Fenstern fährt. Linguatronic habe ich zwar mal eingerichtet, benutze ich aber nicht. Würde für mich nur Sinn machen, wenn man nicht noch den Hebel drücken müsste und alle Funktionen am Comand per Stimme bedienen könnte. So finde ich es nicht konsequent genug umgesetzt.

Das Harman-Kardon Soundsystem gefällt mir ausgesprochen gut. Klare Höhen, druckvolle Bässe und pegelfest bei höheren Lautstärken ist es auch. Mehr brauche ichim Auto nicht.

Motor und Getriebe:

Der Dreiliter-Sechszylinder ist ein Sahnestück! Genug Kraft von unten heraus, ordentliches Drehmoment für schaltfaules Gleiten, aber dreht munter hoch wenn man es mal sportlicher mag. Dazu ein schöner, sonorer Klang, so muss ein Motor sein! Auf den Benzinverbrauch gehe ich noch im Kostenkapitel ein.

Das Getriebe ist besser als ich es erwartet habe. Mercedes ist ja nicht gerade für gute Schaltgetriebe bekannt, aber hier habe ich wenig auszusetzen. Es ist leicht zu schalten, hakelt fast nie und die Abstufung passt auch, meiner Meinung nach. Der Schalthebel könnte etwas weiter hinten sitzen und kürzer sein, ebenso die Schaltwege, aber ich komme prima damit zu Recht.

Lenkung und Fahrwerk / Fahrerlebnis:

Dieses Kapitel ist natürlich hochgradig subjektiv und wenn ich z. B. schreibe „sportlich“ oder „komfortabel“ versteht da vermutlich jeder Leser jeweils was anderes darunter. Dass ein SLK weder ein Lotus Elise noch eine S-Klasse ist sollte aber klar sein. ;­) Mein Wagen hat die Parameterlenkung, das Werks-Sportfahrwerk und die Bremse vom 350er.

Ich finde dass das Fahrwerk einen sehr guten Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit darstellt. Man kann auf kurvigen Straßen durchaus mal „die Sau rauslassen“, in Verbindung mit den 18-Zöllern aus dem Sportpaket liegt der Wagen wirklich sehr gut auf der Straße. Andererseits bietet es aber auch genug Komfort für längere Strecken.

Mit dem Auto geht beides: entspanntes Cruisen und Kurvenräubern, wobei man den MX-5 besser „um die Ecken werfen“ kann. Der ist mit dem geringen Gewicht und der noch gleichmäßigeren Gewichtsverteilung dafür gemacht. Wer allerdings grundsätzlich quer durch die Kurve fährt sollte sich meiner Meinung nach etwas anderes (also keinen SLK) kaufen.

Einziger Schwachpunkt des Fahrwerks: das Auto „versetzt“ leicht bei flotter Kurvenfahrt auf schlechten Straßen. Wenn man es weiß kommt man aber gut damit klar. Die Parameterlenkung gefällt mir ausgesprochen gut, im Gegensatz zur serienmäßigen Ausführung, die ich bei einer Probefahrt als zu synthetisch, zu gefühllos besonders um die Mittellage, empfand. Sie vermittelt (für mich) genug Fahrbahnkontakt ohne nervös zu wirken. Ich empfinde sie auch als präzise genug auf kurvenreichen Landstraßen. Die Lenkkräfte beim Parken sind angenehm gering. Die Bremse ist gut dosierbar und ich fühle mich sicher damit, sie wirkt also nicht unterdimensioniert.

Beim „Fahrerlebnis“ möchte ich nochmals auf den Motorsound eingehen. Man dreht den Schlüssel um und hört erstmal WUUMMM wenn die Maschine erwacht. Dann das herrliche Brabbeln im Leerlauf bei kaltem Motor! Das zaubert einem gleich das Grinsen ins Gesicht. Und das wird man so schnell nicht mehr los. Was absolut süchtig macht ist dieser sonore und ein bisschen böse Klang beim Gasgeben – wunderbar! :-)

Das Open-Air-Gefühl passt auch, zumal man es gut an den eigenen Geschmack anpassen kann, je nachdem ob mit oder ohne Windschott und ob man die Scheiben oben lässt oder unterfährt.

Kosten:

Auf die Steuer muss ich nicht eingehen, dass man für ein Auto mit kleinerem Motor weniger bezahlt ist klar. Beim Kostenvergleich vor dem Kauf war ich von der Versicherungseinstufung positiv überrascht, wobei diese ja Anfang dieses Jahres noch günstiger geworden ist (13/21/24), ich finde da kann man nicht meckern. Den Spritverbrauch empfinde ich als angemessen. Im Durchschnitt sind es bei mir ca. 9,5 Liter, auf längeren Autobahnstrecken mit 130 – 140 km/h um die 8,5. Beim Pässefahren in den Alpen auch mal knapp 12.

Nicht günstig sind die Werkstattkosten. Hatte im Mai den Service D und habe bei der Rechnung erst mal geschluckt, ca. 850,- Euro für die Inspektion mit Bremsflüssigkeits-,Kombifilter-und Zündkerzenwechsel sind kein Pappenstiel! Als nicht zeitgemäß empfinde ich die jährlichen Intervalle, bei einigen anderen Herstellern gibt’s das nicht mehr, da sind die Intervalle flexibel je nach Fahrprofil. Zum Reifenverschleiß und den damit verbundenen Kosten kann ich noch nichts sagen, dazu habe ich das Auto nicht lange genug. Habe die Michelin Pilot Sport montiert, die gelten ja als langlebig so weit ich weiß.

Fazit:

Ein tolles Auto, das Fahrspaß mit einer guten Alltagstauglichkeit verbindet. Für Begeisterung sorgen vor allem dertolle Motor und das sehr ausgewogene Fahrverhalten.

Das Vergnügen hat aber seinen Preis, der bezahlt sein will.

Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt und es hat ein bisschen Spaß gemacht zu Lesen. War ja kein kurzer Text. ;-)








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